Orientierungstauchen im Portrait

Orientierungstauchen im Portrait 

Beim Orientierungstauchen handelt es sich um eine Wettkampfsportart, die sich am besten als eine Art Mischung aus Flossenschwimmen und Orientierungslauf beschreiben lässt. Der Sport ist recht anspruchsvoll und stellt hohe Anforderungen an den Taucher.

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So braucht dieser nicht nur eine gute Kondition, sondern auch ein ausgeprägtes Koordinationsvermögen und technisches Verständnis. 

Hierzulande wird das Orientierungstauchen hauptsächlich in ostdeutschen Tauchvereinen betrieben, auf internationaler Ebene ist der Sport vor allem in Ost- und Südeuropa, in den Staaten der ehemaligen UdSSR sowie in Nordafrika verbreitet.

Insgesamt ist das Orientierungstauchen jedoch vergleichsweise unbekannt. Grund genug, sich einmal näher mit dieser Wettkampfsportart zu befassen und das Orientierungstauchen im Portrait vorzustellen:   

Die Entstehung vom Orientierungstauchen als Sportart

Die Wurzeln vom Orientierungstauchen als Sportart sind im Bereich des Militärs zu finden. Geographisch gesehen stammt das Orientierungstauchen aus der ehemaligen UdSSR, wo erstmals in den 1950er-Jahren Wettkämpfe ausgetragen wurden. Die ersten Wettbewerbe außerdem halb der UdSSR fanden 1961 im italienischen Lago Maggiore und 1962 im österreichischen Wörthersee statt. Folglich waren bei den ersten internationalen Wettbewerben, die 1965 auf der Krim durchgeführt wurden, Sportler aus dem sogenannten Ostblock, Österreich und Italien vertreten.

Mitte der 1960er-Jahre wurde das Orientierungstauchen von der Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques, kurz CMAS, als internationale Dachorganisation anerkannt. 1967 war der Lago Maggiore dann erneut Austragungsort von Wettbewerben, diesmal war es die erste Europameisterschaft. Als Disziplinen stand der M-Kurs als Einzeldisziplin und die Strecke von 2 x 1.150m als Mannschaftsdisziplin auf dem Programm.

1968 kamen der 5-Punkte-Kurs, 10 Jahre später der Stern-Kurs als Einzeldisziplinen dazu. Bei den Mannschaftsdisziplinen stand zeitweise das Orientierungstauchen mittels Sonar auf dem Programm, 1979 wurde es dann durch die Mannschaftsorientierung nach Karte, kurz MONK, ersetzt.

Einem etwas größeren Publikum wurde das Orientierungstauchen bekannt, als die Presse und das Fernsehen über die 2. Weltmeisterschaften berichteten. Sie fanden 1985 in Neuglobsow am Großen Stechlinsee statt. In der DDR wurde das Orientierungstauchen von der Gesellschaft für Sport und Technik im Rahmen der allgemeinen Sportförderung unterstützt.  

Die Ausrüstung beim Orientierungstauchen

Das wichtigste Element der Ausrüstung ist das sogenannte OT-Gerät. Dieses Gerät besteht aus einer Pressluftflasche und einem Propeller. An der Pressluftflasche ist ein Kompass befestigt. Der Propeller wird durch Wasserwiderstand angetrieben und ist an einen Meterzähler gekoppelt. Um den Wasserwiderstand zu verringern, schiebt der Taucher das OT-Gerät mit ausgestreckten Armen vor sich her. Zwei weitere Ausrüstungselemente sind eine Maske und Flossen.

Die Spezialmaske ermöglicht dem Taucher, unter Wasser nach allen Seiten klar sehen zu können. An seinen Füßen hat der Taucher spezielle Wettkampfflossen aus Glasfiberlaminat, die er für seinen Vortrieb nutzt. Erfahrene Orientierungstaucher schwimmen ähnlich wie beim Flossenschwimmen mit einer Monoflosse. Jeder Orientierungstaucher hat außerdem immer eine Sicherheitsboje dabei, die er an der Wasseroberfläche hinter sich her zieht.

Durch die signalfarbene Sicherheitsboje ist sichtbar, wo sich der Taucher aktuell befindet. Dadurch kann seine Zeit gemessen und der Taucher bei einer Überschreitung des Zeitlimits vom Kurs entfernt werden. Gleichzeitig stellt die Boje eine schnelle Bergung im Fall einer Notsituation sicher. 

Die Regeln beim Orientierungstauchen

Die Wettbewerbe beim Orientierungstauchen werden in einem See oder einem anderen Gewässer ausgetragen. In dem jeweiligen Wettkampfgebiet sind Orientierungspunkte gesetzt. Die Wettkampfleitung gibt für jeden Durchlauf einen Kurs vor, der auf einer Gesamtlänge von 650m verschiedene Orientierungspunkte umfasst. Der Taucher erstellt sich dann anhand der gesetzten Orientierungspunkte zunächst eine Art Karte. Anschließend bestimmt er für jeden Teilabschnitt des Kurses seine Schwimmroute und die Entfernungen zwischen zwei Orientierungspunkten.

Der Wettkampf selbst wird wie folgt ausgetragen:

·         Der Taucher schwimmt den Kurs, den er zuvor ermittelt und sich notiert hat.

·         Hat er einen Orientierungspunkt gefunden, zieht er kurz an der Leine. Dadurch sehen die Wettkampfrichter, dass dieser Punkt gefunden ist. Der Taucher schwimmt dann direkt zum nächsten Punkt weiter.

·         Findet der Taucher einen Orientierungspunkt nicht, versucht er, eine Suchroute zu schwimmen, um den Punkt doch noch zu erreichen.

·         Gelingt ihm dies, zeigt er durch einen kurzen Zug an der Leine wieder an, dass er den Punkt gefunden hat. Danach setzt er seinen Kurs fort. Findet der Taucher den Punkt innerhalb der vorgegebenen Zeit nicht, wird er disqualifiziert. In diesem Fall gehen nur die Punkte in die Wertung ein, die der Taucher bis dahin gefunden hatte.

Sobald der Taucher losgeschwommen ist, darf er erst wieder auftauchen, wenn er die Strecke gemeistert hat. Auch kein Teil seiner Ausrüstung darf aus dem Wasser ragen, die Sicherheitsboje natürlich ausgenommen. Der Taucher muss sich deshalb gut auf die Strecke vorbereiten und ist dann einerseits auf seinen Orientierungssinn und andererseits auf seine Schnelligkeit angewiesen.

Die Kurse selbst gibt es in drei Varianten. Bei der ersten Variante müssen nacheinander mehrere Orientierungspunkte angeschwommen und gefunden werden. Bei der zweiten Variante gilt es, Bojen in der richtigen Reihenfolge zu umrunden und anschließend unter einer Ziellinie hindurch zu tauchen. Bei der dritten Version werden die Varianten 1 und 2 miteinander kombiniert.

Die Anzahl der Punkte, durch die die Leistung des Tauchers bewertet wird, ergibt sich aus der Zeit und der Genauigkeit. Bei Einzelwettkämpfen werden dann alle Punkte aus den einzelnen Disziplinen zusammengezählt. Bei Mannschaftswettbewerben errechnet sich das Endergebnis aus den Punkten der einzelnen Mannschaftsmitglieder. 

Die Wettbewerbe und Meisterschaften beim Orientierungstauchen

Das Orientierungstauchen stellt hohe Anforderungen an die Sportler. Gute Flossenschwimmer haben einen Vorteil, wenn es um die Schnelligkeit geht. Aber auch Amateure haben durchaus Chancen, wenn sie in Sachen Genauigkeit und Orientierung punkten können. Insgesamt ist das Orientierungstauchen in Deutschland aber eine Randsportart, die kaum bekannt ist.

Für das Publikum ist der Sport zudem nur bedingt interessant, denn viel mehr als die Sicherheitsbojen gibt es nicht zu sehen. Trotzdem lohnt es sich, einmal einen Wettkampf zu besuchen. Wettkämpfe dauern nämlich meist ein ganzes Wochenende lang und neben dem Sport spielen auch der Spaß und die Geselligkeit wichtige Rollen.

Üblicherweise beginnt ein Wettbewerb mit den Vorbereitungen am Freitag, während die eigentlichen Wettkämpfe am Samstag und am Sonntag ausgetragen werden. Abends stehen in aller Regel gemütliche Feiern auf dem Programm, bei denen in lockerer, entspannter Runde gegrillt und zusammengesessen wird.

Der offizielle Teil mit Siegerehrungen geht dabei meist sehr schnell in den inoffiziellen Teil über. Als Wettbewerbe finden deutsche Pokalwettkämpfe und einmal im Jahr die Deutschen Meisterschaften statt. Außerdem gibt es verschiedene Weltcups und jährlich im Wechsel Europa- und Weltmeisterschaften.

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