Deutschland – ein Land der Nichtschwimmer: Die Badesaison hat begonnen und bei vielen Familien rückt der Sommerurlaub immer näher. Doch über die Hälfte der sechs- bis zehnjährigen Kinder kann gar nicht oder nicht richtig schwimmen. Deutschland scheint zunehmend zu einem Land der Nichtschwimmer zu werden. Doch was sind die Gründe dafür?
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Früher war Schwimmenlernen Normalität
Schwimmen zu lernen, war früher einmal fast so selbstverständlich wie laufen, sprechen, lesen und schreiben zu lernen. In den 1960er- und 70er-Jahren bauten sogar kleine Städte und Gemeinden eigene Hallenbäder.
Fast jedes Kind lernte hier das Schwimmen, entweder durch einen Schwimmkurs im Verein, mithilfe der Eltern oder im Rahmen des Schulunterrichts. Der Bäder-Boom seinerzeit war einer der Gründe dafür, dass Ende der 1980er-Jahre fast 90 Prozent der Bevölkerung schwimmen konnten.
Heute sieht es anders aus. Schon seit mehreren Jahren stellt die DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) fest, dass die Anzahl der Kinder, die richtig schwimmen lernen, stetig sinkt.
Eine repräsentative Umfrage, die die DLRG im Jahr 2022 beim Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegeben hat, macht das Ausmaß der Entwicklung deutlich.
Demnach können 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren gar nicht schwimmen. Insgesamt sind knapp 60 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe am Ende der Grundschulzeit keine sicheren Schwimmer.
Das Seepferdchen reicht nicht
Die Schwimmfähigkeit der Kinder im Grundschulalter ist alarmierend. Im Durchschnitt haben nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Schwimmabzeichen. Das Seepferdchen kann zwar etwas mehr als jedes zweite Grundschulkind vorweisen.
Allerdings bescheinigt das Seepferdchen nur, dass ein Kind die wichtigsten Grundlagen beherrscht und sich auf einer Strecke von 25 Metern über Wasser halten kann. Hat ein Kind das Seepferdchen, ist es also kein Nichtschwimmer.
Doch zum sicheren Schwimmer wird das Kind erst, wenn es mindestens das Schwimmabzeichen in Bronze abgelegt hat.
Grundsätzlich können Mädchen und Jungen spätestens im Alter von fünf oder sechs Jahren ohne Probleme mit dem Schwimmenlernen anfangen.
Zum Bildungsauftrag der Grundschulen gehört es nach dem Willen des Gesetzgebers sogar, den Schülern Schwimmunterricht zu erteilen. Wie kommt es also dazu, dass so viele Grundschüler trotzdem unsichere Schwimmer sind?
Die Kosten führen zu Schließungen
Ein Grund liegt sicherlich darin, dass die Versorgung mit Schwimmbädern seit Jahren rückläufig ist. Aus Kostengründen werden immer mehr Schwimmbäder geschlossen.
In vielen Städten und Gemeinden ist schlichtweg kein Geld vorhanden, um in die Jahre gekommene, marode Bäder zu sanieren. Um den laufenden Betrieb aufrechterhalten zu können, müssen die Kommunen mitunter bei jedem Besucher draufzahlen.
Oft bleibt dann auf lange Sicht keine andere Möglichkeit, als das Schwimmbad zu schließen.
Zwar gibt es vielerorts Alternativen, die von privatwirtschaftlichen Unternehmen betrieben werden. Doch diese Bäder stellen oft eher den Spaßfaktor in den Vordergrund.
So sind Wellenbäder, Wasserrutschen und Whirlpools vorhanden. Doch ein echtes Sportbecken, das dazu geeignet ist, um richtig Schwimmen zu lernen, fehlt häufig.
Erschwerend kommt dazu, dass der Eintritt in solche Spaß- und Erlebnisbäder in vielen Fällen teuer ist.
Die Bäder-Infrastruktur muss besser werden
Dass an Schulen weniger Schwimmunterricht stattfindet, liegt aber nicht nur daran, dass viele Schulen keinen Zugang zu einem Schwimmbad mehr haben. Oft kommt noch dazu, dass es an qualifiziertem Lehrpersonal fehlt, das über die sogenannte Rettungsfähigkeit verfügt.
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass gerade einmal 13 Prozent der Kinder das Schwimmen in der Schule gelernt haben. Die Eltern, private Schwimmschulen und Vereine spielen hier eine deutlich größere Rolle.
Doch geschlossene Schwimmbäder sind nicht nur ein Problem für die Schulen. Auch Vereine müssen mitunter länger auf Termine für Schwimmkurse und Schwimmprüfungen warten, weil die verbliebenen Bäder ausgebucht sind.
Wenn Deutschland nicht vollends zu einem Land der Nichtschwimmer werden soll, müssen sich der Bund, die Länder und die Kommunen dringend zusammensetzen, den Bedarf analysieren und auf dieser Basis eine Strategie entwickeln, um die Mängel an der Bäder-Infrastruktur zu beheben und einen flächendeckenden Schwimmunterricht zu gewährleisten.
Auch bei den Eltern gibt es Lücken
Wenn der Schwimmunterricht in der Schule ausfällt und Plätze in Schwimmkursen fehlen, sind die Eltern gefordert, die Rolle des Schwimmlehrers zu übernehmen. Allerdings gestaltet sich auch das in der Praxis mitunter schwierig.
Ein Grund dafür kann sein, dass es den Eltern gar nicht wichtig ist, ob ihr Sprössling schwimmen kann. Das kann zum Beispiel auf den kulturellen Hintergrund zurückgehen. Ein anderer Punkt ist die Kostenfrage.
Nicht alle Familien können es sich finanziell leisten, regelmäßig den Eintritt ins Schwimmbad zu bezahlen. Die Umfrage zeigte, dass Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder aus einkommensschwachen Haushalten häufiger nicht schwimmen können als Kinder, deren Eltern mehr Geld zur Verfügung haben.
Ein anderer Grund kann sein, dass die Eltern die Fähigkeiten ihres Kindes schlichtweg falsch einschätzen. So sind viele Eltern davon überzeugt, dass ihr Kind ein sicherer Schwimmer ist, und das, obwohl das Kind bestenfalls das Seepferdchen hat.
Als dritter Grund kommt dazu, dass auch bei den Erwachsenen die Schwimmfähigkeiten nicht immer besonders gut sind. Im Rahmen der Umfrage gab nur rund die Hälfte der Befragten an, dass sie gute bis sehr gute Schwimmer seien.
Der Rest bezeichnete sich als durchschnittlicher bis schlechter Schwimmer oder räumte ein, gar nicht schwimmen zu können.
Wenn sich aber die Eltern selbst im Wasser unsicher fühlen, sind das denkbar schlechte Voraussetzungen, um einem Kind das Schwimmen beizubringen.
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Thema: Deutschland – ein Land der Nichtschwimmer
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