Ratgeber zur Ausrüstung beim Kitesurfen
Wer sich beim Surfen von einem Lenkdrachen über das Wasser ziehen lasen möchte, findet mit dem Kitesurfen die optimale Wassersportart. Hier ist ein Ratgeber zur richtigen Ausrüstung beim Kitesurfen.
Ein anderer Name für das Kitesurfen ist Kiteboarden, im Deutschen wird auch vom Lenkdrachensegeln gesprochen. Und damit ist ganz gut beschrieben, um was es beim Kitesurfen geht. Denn beim Kitesurfen steht der Wassersportler auf einem speziellen Surfbrett und lässt sich von einem Lenkdrachen, dem Kite, ziehen. Um zu lenken, hält der Wassersportler eine Lenkstange in der Hand.
Der Lenkdrachen, der auch Windschirm genannt wird, ist zwischen 20 und 30 Meter entfernt und über mehrere Leinen mit der Lenkstange verbunden. Die Geburtsstunde des Kitesurfens liegt in den 1960er-Jahren, als leidenschaftliche Surfer auf die Idee kamen, das Surfen mit einem Windantrieb über einen Lenkdrachen zu kombinieren.
Inzwischen hat sich das Kitesurfen zu einem beliebten Wassersport entwickelt, der vielerorts betrieben werden kann. Und das Equipment, das der Wassersportler braucht, ist ziemlich überschaubar. Denn mit einem Kitesurfing-Anzug, dem Drachen, dem Board und dem Trapez ist die Ausstattung komplett. Doch bei der Auswahl der einzelnen Komponenten sollten ein paar Dinge beachtet werden.
Der Kitesurfing-Anzug
Beim Anzug fürs Kitesurfen handelt es sich um einen Neoprenanzug. Das gummiähnliche Material ist wasserdicht, hält warm und sorgt gleichzeitig für einen guten Auftrieb. Je nach Nutzung und Wassertemperatur sollte der Wassersportler aber entweder zu einem Anzug aus Standardneopren oder aus Stretchneopren greifen und auf die Materialdicke achten.
Ein Kitesurfing-Anzug aus Standardneopren ist kostengünstiger. Das Material ist allerdings härter und nicht ganz so robust. Deshalb eignet sich ein solcher Anzug hauptsächlich für eine gelegentliche Nutzung. Schlüpft der Wassersportler regelmäßig in seinen Kitesurfing-Anzug und beansprucht er diesen intensiv, ist er mit einem Anzug aus Stretchneopren besser beraten. Der Anzug ist zwar teurer, das Material dafür aber robuster und weicher.
Ein Kitesurfing-Anzug ist in aller Regel ein Overall mit langen Ärmeln und langen Beinen. Wie dick der Anzug sein sollte, hängt von der Wassertemperatur ab. Liegt die Wassertemperatur unter 15 °C, ist eine Materialstärke von 4/3 mm oder 5/3 mm ratsam. 4/3 mm bedeutet, dass das Material im Brustbereich 4 mm und ansonsten im Bereich der Unterkörpers und der Arme 3 mm stark ist. Beträgt die Wassertemperatur über 15 °C, genügt auch ein Anzug mit einer Materialstärke von 3/2 mm.
Der Kite
Was den Drachen angeht, stehen mehrere Varianten zur Auswahl:
- Der C-Kite ist geformt wie ein ausgeprägtes C und mit vier oder fünf Leinen erhältlich. Ein C-förmiger Windschirm mit vier Leinen erlaubt ein An- und Depowern von 30 bis 50 Prozent. Anpowern bedeutet, dass der Wassersportler die Lenkstange zum Körper zieht, um dadurch den Zug zu verstärken. Beim Depowern schiebt der Wassersportler die Lenkstange vom Körper weg und reduziert damit den Zug. Ist der Windschirm mit fünf Leinen ausgestattet, kann der Wassersportler 70 bis 80 Prozent an- und depowern.
- Der Bow-Kite ist deutlich flacher als der C-Kite. Er ist für unstete Windverhältnisse mit stärkeren Böen konzipiert. Allerdings ist die Handhabung nicht ganz einfach. Dieser Windschirm eignet sich deshalb nur für fortgeschrittene Wassersportler.
- Ein Hybrid-Schirm ist eine Mischung aus C-Kite und langem Bow-Kite. Er ist mit vier oder fünf Leinen erhältlich und sehr vielseitig einsetzbar. Mit einem Hybrid-Schirm ist ein Anpowern von 90 bis 100 Prozent möglich. Deshalb eignet sich dieser Windschirm ideal für Anfänger, die damit das Kitesurfen sicher lernen können.
Bei der Auswahl des passenden Windschirms spielen verschiedene Kriterien eine Rolle. Ist der Wassersportler noch Anfänger und gerade erst dabei, das Kitesurfen zu lernen, sollte er darauf achten, dass sich sein Schirm gut in der Luft hält. Fällt der Windschirm doch ins Wasser, was am Anfang immer wieder passieren wird, sollte der Wassersportler recht einfach wieder neu starten können.
Wichtig ist außerdem, dass der Kite eine Form hat, in die der Wind nicht zu scharf eingreift. Dadurch ist sichergestellt, dass der Wassersportler den Windschirm gut kontrollieren und den Zug mithilfe der Lenkstange direkt reduzieren kann.
Hat der Wassersportler schon etwas mehr Erfahrung, wird er vielleicht verschiedene Fahrtechniken ausprobieren, Freestyle fahren, möglichst flott unterwegs sein oder über Wellen gleiten wollen. Für das Freeriding eignen sich grundsätzlich alle Schirmtypen. Hier richtet sich die Auswahl eher nach der Windstärke. Bei eher schwachem Wind ist ein C-Kite ideal, bei starkem Wind ist ein Hybrid-Schirm oder Bow-Kite die bessere Wahl. Für den Freestyle und beim Reiten über die Wellen ist ein C-Kite prima geeignet. Möchte der Wassersportler hingegen Geschwindigkeit aufnehmen, ist er mit einem Hybrid-Schirm am besten beraten.
Neben der Form ist auch die Fläche des Schirms wichtig. Dabei richtet sich die optimale Größe nach dem Körpergewicht:
Körpergewicht | Größe des Schirms |
bis 60 kg | C-Kite: 9 bis 10 m²
Hybrid-Schirm: 7 bis 9 m² |
60 bis 70 kg | C-Kite: 11 bis 12 m²
Hybrid-Schirm: 9 bis 11 m² |
70 bis 80 kg | C-Kite: 12 bis 14 m²
Hybrid-Schirm: 12 bis 13 m² |
über 80 kg | C-Kite: 14 bis 16 m²
Hybrid-Schirm: 14 bis 15 m² |
Das Board
Beim Kitesurfen werden zwei verschiedene Arten von Boards verwendet. So gibt es zum einen die Twin-Tip-Modelle. Twin-Tips haben eine symmetrische Form und sind recht breit. Dadurch sind sie zwar nicht ganz so wendig und etwas langsamer, bieten aber eine gute Stabilität und einen sicheren Halt. Außerdem verzeihen sie den einen oder anderen Fahrfehler. Da Twin-Tips sehr vielseitig einsetzbar und am Markt auch am stärksten vertreten sind, nutzt die Mehrheit der Kitesurfer diese Brettvariante.
Zum anderen gibt es die Directional-Modelle. Sie sehen im Prinzip aus wie Surfbretter, nur etwas kleiner. Directional Boards haben ein Bug und ein Heck, am Bug befinden sich Finnen. Daher werden diese Bretter normalerweise auch nur in eine Richtung gefahren. Sie sind mit und ohne Fußschlaufen erhältlich und eignen sich vor allem für Rennen und fürs Wellenreiten.
Ähnlich wie beim Windschirm hängt auch beim Board die optimale Größe vom Körpergewicht ab. Gleichzeitig sollte ein Anfänger lieber zu einem größeren Board greifen, während ein erfahrener Kitesurfer je nach Fahrstil und Nutzung mit einem kleineren Board besser beraten ist. Denn je größer das Board ist, desto stabiler ist es. Im Unterschied dazu ist ein Board umso wendiger und schneller, je kleiner es ist.
Empfohlen werden grundsätzlich folgende Größen:
Anfänger | 130 x 39 cm bis 142 x 41 cm |
Freestyle-Kitesurfer | 132 x 39 cm bis 138 x 42 cm |
Fortgeschrittener und Freeride-Kitesurfer | 128 x 38 cm bis 136 x 40 cm |
Das Trapez
Das Trapez ist die Verbindung zwischen dem Windschirm und dem Körper des Wassersportlers. Da die Zugkraft des Kites auf das Trapez einwirkt, ist sehr wichtig, dass das Trapez auf den Kitesurfer abgestimmt ist. Andernfalls drohen Verletzungen, insbesondere Rückenprobleme können auftreten. Dabei gibt es das Trapez in zwei Varianten.
Die erste Form ist das Sitztrapez. Es ist mit einem breiten Beingurt ausgestattet, der zwischen den Beinen verläuft und verhindert, dass das Trapez nach oben rutscht. Der Wassersportler zieht das Sitztrapez wie eine Hose an und nimmt eine Sitzhaltung ein, die den Rücken entlastet. Für Anfänger, aber auch für Wassersportler, die sehr schnell fahren oder lange Strecken zurücklegen, ist das Sitztrapez die richtige Wahl.
Die andere Form ist das Hüfttrapez. Es hat einen höheren Schwerpunkt. Der Vorteil vom Hüfttrapez besteht darin, dass es mehr Bewegungsfreiheit bietet, denn die Beine sind frei. Dadurch ist diese Trapezform gut für das Wellenreiten und den Freestyle geeignet. Allerdings muss das Hüfttrapez speziell auf den Wassersportler eingestellt sein. Andernfalls besteht die Gefahr, dass es nach oben rutscht.
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Thema: Ratgeber zur Ausrüstung beim Kitesurfen
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