7 Fragen zur Schwimmweste, Teil 1

7 Fragen zur Schwimmweste, Teil 1

Im Notfall kann eine Schwimmweste Leben retten. Eine unerwartete Welle, eine unterschätzte Strömung oder eine unachtsame Bewegung während einer Bootsfahrt kann schnell fatale Folgen haben. Und das gilt nicht nur für Nichtschwimmer und Kinder. Auch Erwachsene, die eigentlich gute Schwimmer sind, können an ihre Leistungsgrenzen stoßen oder die Orientierung unter Wasser verlieren. Eine Schwimmweste holt den Körper an die Oberfläche und hält den Kopf über Wasser.

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7 Fragen zur Schwimmweste, Teil 1

Doch damit eine Schwimmweste ihre Funktion erfüllen kann, muss sie passen. Worauf gilt es also bei der Auswahl zu achten? Wie wird eine Schwimmweste richtig angelegt? Und wann ist welche Schwimmweste überhaupt geeignet?

Wir beantworten sieben Fragen zur Schwimmweste!:

  1. Was ist eine Schwimmweste?

Ob am heimischen Badesee, an einem Fluss oder auf dem Meer: Überall können Situationen entstehen, die zur ernsthaften Gesundheitsgefahr werden können. Die richtige Weste kann dann vor dem Ertrinken schützen. Allerdings unterscheiden sich die einzelnen Schwimmwesten deutlich voneinander. Und nicht jede Schwimmweste eignet sich für jeden Einsatzbereich.

Unter der Bezeichnung Schwimmweste kann sich vermutlich jeder etwas vorstellen. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Schwimmweste und Rettungsweste außerdem oft synonym verwendet.

Insbesondere Wassersportler und Eltern sollten aber zumindest einmal von den wesentlichen Merkmalen gehört haben, durch die sich die Westen voneinander unterscheiden.

Ob es sich bei einer Weste um eine Schwimm- oder eine Rettungsweste handelt, richtet sich in erster Linie nach dem Auftrieb. Maßgeblich ist, ob die Weste im Notfall einer bewusstlosen Person das Leben retten kann.

Vor diesem Hintergrund werden Westen in vier Normklassen eingeteilt:

Westen-Typ Auftrieb in Newton Verwendung
Schwimmhilfe mit 50 N 50 bis 99 N Schwimmweste für den Wassersport
Rettungsweste mit 100 N 100 bis 149 N Feststoffweste für Binnengewässer und bei leichten Bedingungen
Rettungsweste mit 150 N 150 bis 274 N Automatikweste für Gewässer aller Art bei normalen Bedingungen und herkömmlicher Kleidung
Rettungsweste mit 275 N ab 275 N Automatikweste für die Hochsee bei schwersten Bedingungen und schwerer Kleidung

Bis zu einem Auftrieb von 99 Newton liegt also eine Schwimmweste oder genauer Schwimmhilfe vor. Erst bei einem Auftrieb ab 100 Newton ist eine Weste eine Rettungsweste.

Die höchste Klasse bilden Westen mit 275 Newton Auftrieb. Sie gelten als hochseetauglich und werden vor allem dann eingesetzt, wenn die Situation auf dem Wasser schwierig und die Gefährdungslage hoch ist. Sollte der Träger ohnmächtig werden, bietet die 275N-Weste zuverlässigen Schutz.

Rettungswesten in der nächsten Stufe sind für Gewässer aller Art geeignet, nur die hohe See ist ausgenommen. Trägt der Träger keine besonders schwere Kleidung und sind die Verhältnisse nicht übermäßig anspruchsvoll, schützt eine 150N-Weste ebenfalls zuverlässig im Fall einer Ohnmacht.

Weiter eingeschränkt ist der Einsatz für Rettungswesten mit 100 Newton Auftrieb. Sie eignen sich nur für Binnengewässer und geschützte Gewässer. Außerdem schützen sie nur bedingt, wenn plötzlich Bewusstlosigkeit eintritt.

Die unterste Klasse umfasst keine Rettungs-, sondern Schwimmwesten. Hier finden sich die Westen, die bei Wassersportarten wie zum Beispiel dem Kanufahren, Wasserski oder dem Segeln in ruhigen Gewässern getragen werden. Weil der Träger bei solchen Aktivitäten häufig Kontakt mit Wasser hat, ist eine aufblasbare Weste nicht unbedingt sinnvoll. Sie müsste nämlich ständig gewartet werden.

Insgesamt ist es also recht einfach, eine Schwimmweste von einer Rettungsweste zu unterscheiden. So hat eine Rettungsweste mindestens 100 Newton Auftrieb und ist tatsächlich geeignet, um den Träger in Ernstfall vor dem Ertrinken zu retten. Im Gegensatz dazu ist eine Schwimmweste in erster Linie eine Schwimmhilfe.

  1. Wie funktioniert eine Schwimmweste?

Neben dem Auftrieb ist ein weiterer Unterschied zwischen den Westen, welcher Mechanismus für die Öffnung und Funktion sorgt. Dabei gibt es zwei grundlegende Funktionsweisen, nämlich zum einen Feststoff- und zum anderen Automatik-Rettungswesten. Die automatischen Rettungswesten gliedern sich dann noch einmal in halb- und vollautomatische Westen.

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Feststoff-Schwimmwesten

Feststoff-Schwimmwesten haben in aller Regel einen Auftrieb von 100 Newton. Sie bestehen aus einem festen Material, das schwimmfähig ist und kein Wasser aufsaugt. Früher waren solche Schwimmwesten meist mit Kork gefüllt.

Denn Kork stellte einen wirksamen Auftrieb sicher. Inzwischen gilt eine Kork-Füllung aber als veraltet. Stattdessen kommen heute überwiegend synthetische Materialien wie Polyethylen (PE), Polyvinylchlorid (PVC) oder Polystyrolschaum zum Einsatz.

Feststoffwesten können einen Auftrieb für Kräfte bis 150 Newton sicherstellen. Um einen höheren Bedarf an Auftrieb zu decken, wäre mehr Material im Brust- und Halsbereich notwendig. Doch diese Verdickung würde die Weste untragbar machen.

Ein Pluspunkt der Feststoff-Schwimmweste ist, dass ihre Wartung nur wenig Zeit in Anspruch nimmt. Außerdem bietet so eine Rettungsweste einen gewissen Schutz bei einem Aufprall. Stößt der Träger zum Beispiel gegen die Bootswand, trifft er auf einen Felsen im Wasser oder prallt er auf die Wasseroberfläche auf, kann die Weste den Stoß etwas abfedern.

Die Schutzwirkung gegenüber Kälte ist bei einer Feststoff-Schwimmweste nur in geringem Umfang gegeben. Anders als für Binnengewässer ist sie auf hoher See deshalb kaum geeignet. Dazu kommt, dass diese Rettungswesten bei Bewusstlosigkeit nur bedingt in der Lage sind, ein Ertrinken zu verhindern. Ein weiterer Minuspunkt ist, dass der Tragekomfort etwas leidet, weil die Westen die Bewegungsfreiheit oft einschränken.

Automatik-Rettungswesten

Automatische Rettungswesten werden auch als aufblasbare Schwimmwesten bezeichnet. Sie gliedern sich in halb- und vollautomatische Westen. Ihr Auftrieb liegt bei mindestens 150 Newton.

Halbautomatische Rettungswesten verfügen über einen Auslöser, der im Ernstfall von Hand gezogen wird. Kommt die Weste mit Wasser in Kontakt, bläst sie sich also nicht von alleine auf. Stattdessen muss der Träger den Auslöser manuell betätigen.

Aus diesem Grund eignen sich solche Westen sehr gut für Wassersportler, beim Angeln und auch bei Segeltouren und Bootsfahrten auf ruhigen Gewässern. Denn die Rettungswesten schränken die Bewegungsfreiheit nicht ein. Der Träger greift erst dann manuell auf die Aufblasfunktion zurück, wenn es die Situation erfordert.

Vollautomatische Rettungswesten sind mit einer speziellen Tablette ausgestattet. Sobald diese Tablette mit Wasser in Berührung kommt, setzt ein Mechanismus ein, durch den sich die Weste aufbläst.

Dafür sorgt eine Patrone, die meist komprimiertes CO2 enthält. Das Gas füllt dann die Kammern der Weste auf, wodurch der Auftrieb entsteht. Ein manuelles Auslösen der Weste ist aber ebenfalls möglich.

Vor allem in Situationen, in denen die Gefährdungslage sehr hoch ist, machen vollautomatische Westen Sinn. Das ist in erster Linie auf hoher See, aber zum Beispiel auch bei Wartungsarbeiten an Schiffen der Fall. Vollautomatische Rettungswesten sorgen für einen hohen Schutz.

Allerdings ist ihre Wartung aufwändig. Denn es muss sichergestellt sein, dass die CO2-Patrone intakt ist und die richtige Menge an Gas enthält. Zu wenig Gas hätte zur Folge, dass die Schwimmkörper nicht ausreichend aufgefüllt werden. Ist die Patrone zu groß, könnte die Weste platzen.

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Hier schreiben Gerry Maissen, - Tauchlehrer und Wassersportler, Nadine Schumann, - Kanu und Kayak Sportlerin, die viel auf Reisen ist, Herbert Motzki - Geschäftsführer einer Bootbau- und Handelsfirma und das gesamte Team Familienunternehmen Artdefects Media, Betreiber und Redakteure dieser Webseite. Boots- & Yachtbesitzer, sämtliche Wassersportarten-Nutzer an allen Küsten der Türkei und Mittelmeer. Wir möchten Wissenswertes zum Wassersport, schönen Reisezielen und Tauchgebieten, sowie Technisches und Anforderungen für jegliche Schifffahrt vermitteln.

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